Ansbach - Der Po zu dick, die Brüste zu klein und das Haar zu dünn. Sich den Schönheitsidealen zu widersetzen und die eigene Attraktivität zu erkennen, fällt vielen Frauen schwer. In dem Buch „Size egal – Dein Selbstbewusstsein kann nicht groß genug sein“ erzählen zwei unterschiedliche Frauen von ihrem lebenslänglichen Kampf mit ihrem Gewicht und Selbstbild: Tanja Marfo, die immer "zu viel” war und Caro Matzko, die sich in ihrer Jugend beinahe zu Tode gehungert hat. Sie beschreiben ihre Reise zum mentalen Ideal- bzw. Gleichgewicht: der „Size egal“. Denn wer sich selbst liebt, hat immer Idealgewicht, so die Kernaussage des Buchs.
Am Donnerstag, den 12. Mai 2022, sind die beiden Autorinnen mit der Lesung aus ihrem Buch zu Gast beim Forum Essstörungen in den Kammerspielen Ansbach und geben einen Einblick in ihre Krankheitsgeschichten, ihre Erfahrungen und den Weg aus der Sucht. Auch wenn die Autorinnen Caro Matzko und Tanja Marfo auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben, eint sie doch der nahezu lebenslange Kampf mit ihrem Gewicht. Beide beschäftigen sich mit ihrem Körpergewicht, seit sie denken können – und beide hat genau das krank gemacht.
Caro Matzko, die neben der Sendung „Planet Wissen“ auf ARD-alpha u.a. zusammen mit Hannes Ringlstetter die gleichnamige Show im Bayrischen Rundfunk und den Talk am Dienstag im Ersten moderiert, war als Teenagerin schwer essgestört. „Ich war lange magersüchtig, habe also nichts gegessen, dafür exzessiv Sport gemacht und mit Abführmitteln herumgepfuscht,“ erklärt die TV- und Hörfunkmoderatorin. „Die Magersucht hat mir eine Struktur gegeben und Selbstbewusstsein." Ursache dafür war ein Leistungsdruck, den Matzko schon als Kind im Elternhaus zu spüren bekam: „Leistung bringen, Fleiß, Arbeit, Eins mit Stern – das war wichtig,“ so Matzko. Dieser Druck trieb sie in die Essstörung „Ich war lange in Behandlung, allein über ein halbes Jahr in der geschlossenen Psychiatrie, um von der Magersucht loszukommen“, erinnert sie sich. In ihrer schlimmsten Zeit wog sie gerade noch 40 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,72 Metern. Drei Jahre habe es gedauert, sich aus der Magersucht zu befreien.
Tanja Marfo hingegen hat ihre Gefühle mit Essen betäubt. „Mich selbst anzugucken, das hat mir nie Spaß gemacht“, gesteht die Plus-Size-Ikone und Bloggerin. Denn schon früh hat sie suggeriert bekommen, sie sei „zu viel“. Essen wurde zum einzigen Ventil in dieser Zeit, seit ihrer Kindheit leidet Marfo unter Binge-Eating-Attacken. „Das bedeutet einen kompletten Kontrollverlust beim Essen, richtige Fressanfälle“, erklärt sie. Seit 2013 bearbeitet sie ihre Essstörung in besonderer Form: Unter dem Motto „Zelebrieren statt Kaschieren“ setzt sie sich mit ihrem Blog „Kurvenrausch“ für mehr Body Positivity ein. „Ich habe aus meiner Schwäche eine Stärke gemacht“, so Marfo. „Trotzdem glorifiziere ich das Dicksein nicht, sondern möchte einfach mit den Vorurteilen gegenüber dicken Menschen aufräumen.“ „Die Grundlage für Essstörungen ist, vereinfacht gesagt, in der Regel mangelndes Selbstbewusstsein, fasst Matzko zusammen.
Deshalb wollen die Autorinnen in ihrem Buch nicht nur einen Einblick in ihr Seelenleben geben und den jahrzehntelangen Kampf mit und gegen die Essstörung nachzeichnen, sondern vor allem auch den Weg zu einem positiveren Selbstbild aufzeigen. Sie wollen Mut machen und beschreiben, wie es gelingen kann, mit sich selbst zufrieden zu sein – völlig unabhängig vom Körpergewicht. Getreu dem Motto "Size egal".
Veranstaltet wird das Forum Essstörungen vom Bezirksklinikum Ansbach und dem Gesundheitsamt Ansbach. Die Lesung findet am Donnerstag, den 12. Mai 2022, um 19.00 Uhr in den Kammerspielen Ansbach statt. Anschließend stehen neben den Autorinnen auch Dr. Uwe Enders, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirksklinikum Ansbach und Isolde Imschloß von der Kontaktgruppe „Strohhalm“ des Gesund-heitsamts für Fragen zur Verfügung. Der Eintritt ist frei