Engelthal – Jährlich erinnert die Woche der seelischen Gesundheit an die Wichtigkeit der Aufklärung über psychische Erkrankungen. Nicht nur unser Körper kann krank werden, auch die Psyche kann durch verschiedene Ursachen in ein Ungleichgewicht geraten. Burn out, Depressionen oder Suchterkrankungen können jeden von uns treffen – unabhängig von Alter oder Geschlecht. In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto „Gemeinsam über den Berg – Seelische Gesundheit in der Familie“.
Wenn ein Familienmitglied plötzlich krank wird
Berufliche Belastungen, Schicksalsschläge, Unfälle: die Gründe für die Entstehung einer psychischen Erkrankung sind vielfältig. Home Office, Home Schooling, Kurzarbeit oder sogar der Verlust des Arbeitsplatzes: Gerade in den letzten eineinhalb Jahren sorgte zudem die Corona-Pandemie für eine gestiegene seelische Belastung. Chefarzt der Frankenalb-Klinik Engelthal, Prof. Dr. Thomas Kraus, erklärt warum es gerade in Zeiten wie diesen wichtig ist, erste Warnsignale zu erkennen: „Das allgemeine Stressempfinden, die Grundängstlichkeit und Sorgen haben in der Bevölkerung zugenommen. Überforderungsgefühle, Reizbarkeit, Schlafstörungen und psychosomatische Reaktionen wie Magen-Darmprobleme sind oft die Folge und können auf beginnenden psychischen Erkrankungen hinweisen wie Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen.“ Depressionen sind gekennzeichnet durch eine anhaltende niedergedrückte Stimmung oder einer Verlust von Freude, Interesse sowie einem Energiemangel, außerdem Konzentrations- und Entscheidungsschwäche, Grübeln und negatives Denken, oft auch verbunden mit Appetit- und Schlafstörungen. Bei Angststörungen sorgt das Ausmaß an Heftigkeit, Häufigkeit und Deplatziertheit von Angst- und Panikreaktionen für starke Vermeidung, Rückzug und Chronifizierung. Suchterkrankungen sind vor allem durch das Schädigungsausmaß gekennzeichnet, wenn neben psychischen und körperlichen Reaktionen auch persönliche und soziale Konsequenzen drohen und eine Selbst-Kontrolle über das missbräuchliche Verhalten verloren gegangen ist.
Die Bezirkskliniken Mittelfranken zählen mit rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten Kliniken in der Region. Der Schwerpunkt liegt in der Behandlung von psychiatrischen und psychosomatischen Krankheitsbildern. In der Frankenalb-Klinik Engelthal, einer der drei großen Einrichtungen der Bezirkskliniken, finden betroffene unterschiedlichste Hilfen: Patientinnen und Patienten haben die Möglichkeit, je nach Schwere der Erkrankung, entweder ambulant, tagesklinisch oder stationäre Angebote in Anspruch zu nehmen. Ergänzt werden klassische Therapieverfahren durch ergänzende Konzepte, wie beispielsweise Kunst- und Musiktherapie, Entspannungsgruppen, Bewegungstherapie oder Waldbaden. Eingebettet in die Landschaft der Hersbrucker Schweiz bietet die Klinik den Betroffenen einen Ort der Ruhe. Dies macht das Behandlungskonzept so einzigartig, erläutert Prof. Kraus weiter: „Die Natur wird immer bedeutsamer in der modernen psychosomatisch orientierten Psychiatrie. Zu den störungsbezogenen Psychotherapien und biologisch-technischen Methoden stellen ressourcenorientierte Therapieverfahren die dritte Säule der leitliniengerechten Behandlung dar. Sie helfen den Menschen dabei, ihr Leben neu auszurichten und den Sinn wiederzufinden, dazu braucht es Ruhe, Bewegung und Gemeinschaftserlebnisse in der Natur.“ Frühzeitig Hilfe holen Die Bezirkskliniken Mittelfranken setzen sich aktiv gegen die Stigmatisierung von psychisch Kranken ein. Über viele Jahre waren seelische Erkrankungen negativ behaftet. Betroffene hatten Angst sich Hilfe zu holen und fürchteten ausgegrenzt zu werden. „Stell dich nicht so an“ – ein Satz den viele Patientinnen und Patienten schon einmal gehört haben. „Je früher sich jemand Hilfe holt, desto schneller kann ein Behandlungserfolg einsetzen“, weiß Prof. Dr. Thomas Kraus aus langjähriger Erfahrung. Es ist wie bei jeder anderen Krankheit auch: je länger gewartet wird, desto mehr Fahrt nimmt die Erkrankung auf und desto langwieriger wird der Genesungsprozess. „Glücklicherweise beobachten wir seit einigen Jahren einen Stimmungswechsel. Immer mehr Prominente stehen zu ihren Depressionen und die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, wie stark die Seele Einfluss auf unser Wohlbefinden nimmt – und sie trauen sich eben auch immer häufiger in unsere Klinik, stationär, tagesklinisch wie ambulant“, so Kraus. Die Bezirkskliniken Mittelfranken haben auch während Lockdown und Kontaktbeschränkungen ihre Aufklärungsarbeit weiter vorgesetzt. So finden Angehöre, Betroffene und allgemein Interessierte online verschiedenste Informationsangebote. Anstelle Präsenzveranstaltungen entstehen aktuell neue Podcasts „Seelische Gesundheit im Gespräch“. Ärztinnen und Ärzte erklären darin ein Krankheitsbild, wie es dazu kommt und vor allem, wie dieses behandelt werden kann. Kurze Erklärvideos, in denen der Betrachter in 90 Sekunden das Wichtigste über Depressionen, Süchte oder Demenz erfährt, ergänzen das textliche Angebot auf der Website www.wo-ist-die-grenze.de.