Engelthal – Als eines der größten Klinikunternehmen in der Region gehen die Bezirkskliniken Mittelfranken den sogenannten Werdenfelser Weg. Das Team der gerontopsychiatrischen Station der Frankenalb-Klinik Engelthal hat sich bewusst für diesen Weg entschieden. Die Initiative wurde 2007 in Garmisch-Partenkirchen vom dortigen Amtsgericht und der Betreuungsstelle des Landkreises gegründet. Grundgedanke der bundesweit stetig wachsenden Initiative ist es, Fixierungen und freiheitsentziehende Maßnahmen wie Bauchgurte, Bettgitter oder Vorsatztische in stationären Einrichtungen der Altenpflege und für Menschen mit Behinderungen, sowie in somatischen und psychiatrischen Krankenhäusern weitestgehend zu vermeiden. Das Team der gerontopsychiatrischen Station der Frankenalb- Klinik Engelthal hat sich hierzu intensiv weitergebildet. Verfahrenspfleger Gerd Kaiser hat sich für den „Werdenfelser Weg“ schulen und zertifizieren lassen. Gleichzeitig absolvierte sein Kollege Andreas Kopp die sogenannte P.A.I.R.-Weiterbildung. Hinter P.A.I.R. steht ein Programm zur Prävention und Deeskalation. „Wie erkenne ich Aggression und Gewalt und was kann ich tun, um diese zu verhindern? Das sind die zentralen Fragen im beruflichen Alltag“, erklärt er. „Im gerontopsychiatrischen Bereich arbeiten wir mit Menschen, die z.B. an Demenz leiden. Aggressives Verhalten ist hier meist nicht gezielt gegen die Pflegekräfte gerichtet, sondern ein Zeichen von Überforderung oder Angst. Solchen Reaktionen gehen Frühwarnzeichen voraus. Lernen wir diese zu erkennen, können wir schnell deeskalieren. “, führt Andreas Kopp weiter aus. So kommen z.B. statt Bettgittern, die verhindern sollen, dass Patienten aus dem Bett fallen und sich verletzen, sogenannte Niederflurbetten zum Einsatz. Diese Betten sind deutlich niedriger, so dass zusammen mit Sensor- und normalen Sturzmatten, die vor den Betten platziert werden, die Sturz- und Verletzungsgefahr deutlich verringert ist. Easywalker geben den Patientinnen und Patienten wieder Bewegungsfreiheit. Mit den Gehhilfen können sie sich ohne Gefahr und vor allem ohne fremde Hilfe frei auf den Stationen bewegen. Der Einsatz von Sturzprotektoren sorgt gleichzeitig dafür, eventuelle Sturzfolgen zu minimieren. „Der Mensch als Individuum mit all seinen spezifischen Bedürfnissen – das sind die Statuten des Werdenfelser Weges. “, so Verfahrenspfleger Gerd Kaiser.
„Der Werdenfelser Weg ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit und Philosophie der Klinik, die sich einer sanften Psychiatrie und Psychosomatik verschrieben hat“, erklärt Chefarzt Prof. Dr. Thomas Kraus. In der Frankenalb-Klinik Engelthal werden pro Jahr etwa 2680 Patientinnen und Patienten teilstationär oder stationär versorgt. Im gerontopsychiatrischen Bereich versorgt das multiprofessionelle Team, bestehend aus Medizinern, Pflegekräften und Therapeuten Menschen des höheren Lebensalters, die beispielweise an beginnender Demenz, Depressionen oder Ängsten leiden. „Der Schlüssel zur bestmöglichen Behandlung unserer Patienten ist es, auf jeden einzelnen individuell einzugehen und stets auf dessen Bedürfnisse zu achten“, erklärt Andreas Kopp abschließend.