Ambulante Pflege: Wichtige Stütze im Alltag

Team der Frankenalb-Klinik Engelthal hilft im häuslichen Umfeld

 

„Viele unserer Patientinnen und Patienten leben sehr isoliert. Für sie sind wir häufig der einzige Kontakt nach Außen“, beschreibt Ralph Ertel. Er und seine beiden Kolleginnen Adriana Bowden und Andrea Dobbert-Thomae, alle ausgebildete Fachpfleger für Psychiatrie, sind Tag für Tag im Landkreis Nürnberger Land unterwegs und besuchen Menschen, die Unterstützung brauchen. Das Team der ambulanten Pflege betreut so insgesamt rund 100 Patienten pro Jahr. 

Die ambulante Pflege der Frankenalb-Klinik Engelthal ist organisatorisch an die Psychiatrische Institutsambulanz angegliedert. Von dort stammen auch die meisten Patienten. Im Nachgang zur Behandlung in der Ambulanz kann eine Pflege im eigenen Zuhause verordnet werden.
Einige Frauen und Männer werden zudem direkt im Anschluss an eine stationäre Therapie weiterbetreut. „Wir planen unsere Routen komplett selbstständig. Bei neuen Patienten sprechen wir uns im Team sehr eng ab und überlegen, zu wem der- oder diejenige am besten passt. Manchmal kommt es vor, dass, beispielsweise aus religiösen Gründen, eine Frau lieber zu einer Frau möchte“, erklärt Adriana Bowden.
Seit über 20 Jahren gibt es in der Frankenalb-Klinik Engelthal bereits eine aufsuchende psychiatrische Pflege. Betreut werden Männer und Frauen mit den unterschiedlichsten psychiatrischen Diagnosen. Einen sehr großen Anteil stellen dabei die affektiven Störungen. Wie lange ein Patienten weiter ambulant betreut wird, schwankt stark: „Wir kümmern uns um die Menschen, die nur einige Monate weitergehende Unterstützung brauchen, beispielsweise als Trauerbegleitung. Andere wiederum besuchen wir über viele Jahre hinweg“, erläutert Bowden.
Mit dem Bus zum Supermarkt, für das Abendessen einkaufen und auf dem Rückweg noch ein Eis essen: was für viele ein regelmäßiger Ablauf ist, stellt Menschen mit psychischen Erkrankungen häufig vor beinahe unüberwindbare Herausforderungen. Alltagskompetenzen fördern ist ein großer Teil der Arbeit der ambulanten Pflege, weiß Andrea Dobbert-Thomae: „Wir begleiten unsere Patienten beispielsweise zum Arzt. Aufgrund ihrer Erkrankung, etwa einer Phobie, ist es für denjenigen ein wahrer Kraftakt“. Ertl, Bowden und Dobbert-Thomae dokumentieren den Verlauf und die psychische Stabilität des Einzelnen. „So können wir Krisen frühzeitig erkennen und vorbeugen. Auch eine rechtzeitige stationäre Einweisung können wir in die Wege leiten“, so Andrea Dobbert-Thomae weiter.
Doch das Team der aufsuchenden Pflege ist für die Menschen vor allem eines: eine wichtige Stütze im Alltag. Durch die individuelle Betreuung Zuhause und im eigenen Umfeld entsteht eine sehr enge Bindung zwischen Pfleger und Patient. Ralph Ertel erklärt, wie wichtige eine gute Beziehung für die Arbeit ist: „Vertrauen spielt eine große Rolle. Wir sind manchmal die einzige Bezugsperson, die die Person noch hat. Das macht die Arbeit sehr emotional und fordert uns mental“.
Jeder Termin vor Ort verläuft anders und ist individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst: von Gesprächen über Spaziergänge bis hin zu alltäglichen Besorgungen ist alles möglich. Andrea Dobbert-Thomae erlebt oft, wie wichtig die regelmäßigen Treffen sind: „Gerade ältere Patienten brauchen feste Strukturen. Sollte ein plötzlicher Notfall eintreten und der- oder diejenige sofortigen Gesprächsbedarf haben, sind wir zudem telefonisch erreichbar“. Darüber hinaus steht das Team den Angehörigen ebenfalls als Ansprechpartner zur Verfügung. 

Adriana Bowden und Andrea Dobbert-Thomae sind bereits seit ihrer Ausbildung bei den Bezirkskliniken Mittelfranken. Ralph Ertel war zunächst in Nürnberg als Gesundheits- und Krankenpfleger tätig. Alle drei entschieden sich für eine Weiterbildung zum Fachpfleger für Psychiatrie. Heute betreuen sie selbst Praktikanten, die sich für diesen Weg entschieden haben.
Alle drei schätzen den abwechslungsreichen Alltag und den engen Kontakt zu den Patienten. „Kein Tag gleicht dem anderen. Wir nehmen uns Zeit und stellen uns auf jeden Besuch individuell ein“, so Bowden.
Ralph Ertel ergänzt: „Wir erfahren viel Dankbarkeit und Wertschätzung. Das macht diesen Beruf so besonders“.