Ganz nah am Menschen – die neurologisch rehabilitative Pflege

Niclas Kappus

Pflegefachkraft, seit 2022 stellvertretende Stationsleitung der weiterführenden Rehabilitation C4

Herr Kappus, sie arbeiten bereits seit 2018 in der weiterführenden Rehabilitation. In dieser Phase der Rehabilitation stehen insbesondere die (Teil-)Mobilisierung der Patientinnen und Patienten im Vordergrund sowie die Wiederherstellung ihrer Selbstständigkeit im Fokus. Wie erleben Sie es, Menschen auf diesem Weg zu begleiten?

Tatsächlich ist es die sich meist verbessernde Handlungsfähigkeit der Patientinnen und Patienten, um den eigenen Alltag wieder zu bewältigen, die mich motiviert. Bei unserem vielseitigen Tätigkeitsspektrum in der neurologischen Pflege erleben wir nicht immer nur den degenerativen Krankheitsverlauf. Es ist wirklich eine Freude zu sehen, wenn Patientinnen und Patienten Schritt für Schritt ihre Alltags- und Handlungskompetenz zurückgewinnen. 

Was hilft Ihnen dabei, diese sinnstiftende, aber zugleich herausfordernde, Pflegearbeit zu leisten? Haben Sie eine Superkraft?

Definitiv meine Gelassenheit und Ruhe. Hektik hilft weder mir, noch dem Stationsablauf oder der Patientenversorgung.

Welcher Moment hat Sie zuletzt berührt?

Eine Frau wurde auf meine Station verlegt – fast querschnittsgelähmt. Sie konnte kein Gewicht auf ihre Beine bringen, das Fortbewegen im Rollstuhl war mühsam und zur Toilette konnte sie nicht selbstständig. Etwa acht Monate nach ihrer Entlassung kam sie zu Besuch. Sie lief selbstständig ohne Rollator in unseren Aufenthaltsraum und überreichte uns einen Obstkorb. Sie sagte nur ‚Danke‘ und ich hatte direkt Gänsehaut.

Was kann man als Pflegefachkraft im ZNR lernen, das man nirgendwo sonst lernt?

Im Bereich der neurologischen Rehabilitation lernt man, wie bedeutsam es ist, den eigenen Alltag selbst gestalten zu können – und wie erfüllend es ist, Menschen dabei zu unterstützen, genau das wiederzuerlangen. Es ist so wichtig, den Patientinnen und Patienten kontinuierlich Mut zuzusprechen und sie dabei zu motivieren, das eigene Leben wieder lebenswert zu machen.

Hat Sie die Arbeit im ZNR verändert?

Auf gewisse Weise schon. Ich habe erkannt, dass jeder Mensch mit seinen Gewohnheiten und Eigenheiten zu dem geworden ist, wie er ist und es dies auch wertzuschätzen gilt. Ich bin auch dankbar dafür gesund zu sein, denn ein kurzer Moment kann das gesamte Leben schlagartig ändern.

Im Team ist sicherlich auch vieles leichter. Zum Schluss dürfen Sie noch Komplimente an Ihr Team verteilen.

Das mache ich doch gerne! Meine Kolleginnen und Kollegen sind vorausschauend, zuvorkommend und immer für unsere Patientinnen und Patienten da.