Seelische Gesundheit – im Gespräch

Thema: Parkinson

 

Herzlich willkommen zu unserem heutigen Podcast zur seelischen Gesundheit. Heute geht es um das Thema Parkinson. Und bei uns im Studio ist Frau Dr. Christine Kiphuth, sie ist kommissarische Chefärztin am Zentrum für Neurologie und neurologische Rehabilitation in Erlangen. Ich grüße Sie.

Dr. Kiphuth: Guten Tag. Vielen Dank für die Einladung.

Frau Dr. Kiphuth, für den Laien vereinfacht erst mal erklärt, was ist Parkinson eigentlich?

Dr. Kiphuth: Die Parkinson'sche Erkrankung, die ja auch als Morbus Parkinson bezeichnet wird, ist eine chronische Erkrankung. Das heißt, erst mal ist es eine Erkrankung, die dauerhaft bestehen bleibt. Ursächlich werden Nervenzellen in einem ganz bestimmten Teil des Gehirns abgebaut. Dieser Teil des Gehirns wird als Substantia nigra, also als schwarze Substanz bezeichnet. Die Aufgabe der Nervenzellen in dieser Region ist es, Dopamin herzustellen. Dopamin ist ein Botenstoff, der für die Übermittlung von Informationen für die Bewegungskontrolle verantwortlich ist. Wenn diese Nervenzellen absterben, wird weniger Dopamin hergestellt. Dadurch sind Bewegungen weniger möglich.

Das ist jetzt die medizinische Erklärung. Welche körperlichen Symptome gibt es denn, auf die ich achten müsste?

Dr. Kiphuth: Der Morbus Parkinson ist zwar grundsätzlich eine Bewegungsstörung. Die ersten Symptome sind aber häufig unspezifisch. Das heißt, es ist nicht von Anfang an klar, dass es sich dabei um Symptome handelt, die von Parkinson verursacht sind. Klassischerweise gehören zu den Bewegungsstörungen bei Morbus Parkinson vier Symptome. Das eine ist eine Steifigkeit der Bewegungen, der sogenannte Rigor. Das heißt, wenn man einen Arm oder ein Bein im Gelenk bewegt, ist diese Bewegung seltsam steif. Ein weiteres Symptom ist die Verlangsamung von Bewegungen. Diese wird auch als Bradykinese bezeichnet. Das führt dazu, dass die Bewegungen der Patienten langsamer ausgelöst werden und häufig kleinere Bewegungsamplituden haben, also weniger weit reichen. Dann gibt es eine Veränderung von Gleichgewicht und Gang. Das wird auch als posturale Instabilität bezeichnet. Das muss man sich so vorstellen, dass jeder von uns, wenn er läuft und ein plötzliches Hindernis auftritt, eine Ausgleichsbewegung macht. Man geht mit dem Bein zur Seite und fängt diese Bewegung mit einem Anpassen des Oberkörpers oder der Arme ab. Der Schwerpunkt bleibt aber in der Körpermitte, sodass wir nicht stürzen. Wenn das verändert ist, wirken Bewegungen ungeschickt und es kann im schlimmsten Fall auch zu Stürzen kommen. Das letzte typische Bewegungssymptom ist das Zittern, der sogenannte Tremor, bei dem zum Beispiel Arme und Hände unkontrolliert zittern und nicht ruhiggehalten werden können. Häufig treten diese Symptome aber am Anfang nur einseitig und auch nicht gleichzeitig auf, und außerdem kann es möglich sein, dass andere Symptome diesen Symptomen vorangehen. Dabei kann es sich um Schwierigkeiten im Magen-Darm-Trakt handeln, zum Beispiel ein Völlegefühl oder Übelkeit direkt nach dem Essen. Andere Symptome können eine Blasenfunktionsstörung oder eine Veränderung und Abschwächung des Geruchsempfindens sein. Auch Veränderungen des Gedächtnisses und zum Beispiel eine depressive Verstimmung sind möglich.

Da ist dann also unser Hausarzt gefragt, der dann gezielt nachfragen muss. Aber Sie haben es gerade schon gesagt, es gibt diese körperlichen Symptome, wie zum Beispiel das Zittern, da wird wahrscheinlich jeder hellhörig werden. Aber es gibt auch eine Reihe von nichtkörperlichen Symptomen, bei denen man nicht sofort an Parkinson denkt. Schlafstörungen zum Beispiel, Depressionen. Und das macht die Diagnose wahrscheinlich schwierig.

Dr. Kiphuth: Ja. Besonders zu Beginn der Erkrankung, wenn häufig noch nicht die motorischen Symptome im Vordergrund stehen, sondern „nur“ eine Schlafstörung oder eine depressive Verstimmung bestehen können, ist es schwierig, die Diagnose des Morbus Parkinson zu stellen. Wenn aber zum Beispiel eine Schlafstörung auftritt, bei der die Patienten sehr unruhig schlafen, im Schlaf sprechen, mit den Beinen strampeln, mit den Armen um sich schlagen, dann kann das auf eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung hindeuten, die bei einem Teil der Patienten Jahre vor der eigentlichen Parkinson-Erkrankung auftreten kann. Wenn diese Symptomatik berichtet wird, und das sind häufiger die Angehörigen der Patienten als die Patienten selbst, die von diesen Schlafveränderungen berichten, und zusätzlich zum Beispiel noch eine Veränderung des Geruchsempfindens auftritt, dann kann der behandelnde Arzt schon in Richtung einer Parkinsonschen Erkrankung denken.

Verstärken sich diese Symptome, oder gibt es irgendwann mal einen Punkt, an dem sich die Erkrankung nicht mehr verändert und einfach gleich bleibt?

Dr. Kiphuth: Bei Morbus Parkinson handelt es sich grundsätzlich um eine fortschreitende Erkrankung. Allerdings kann man, besonders in den ersten Jahren, durch eine sinnvolle medikamentöse Therapie noch eine lange Phase erreichen, in der die Patienten keine oder nur ausgesprochen milde motorische Symptome haben und ihren Alltag völlig normal erleben können.

Das ist schon mal eine gute Nachricht. Sie bieten in Ihrer Klinik eine spezielle Parkinson-Komplexbehandlung an. Wie schaut die aus?

Dr. Kiphuth: Das ist richtig. Wir bieten das im Klinikum am Europakanal an. Wichtig ist, dass es sich bei dieser Parkinson-Komplexbehandlung um eine multidisziplinäre Therapie handelt, bei der die Ärzte nur ein Teil sind. Die Ärzte kümmern sich vor allem um eine sinnvolle medikamentöse Einstellung. Wichtig sind aber vor allem die Therapeuten. Dazu gehören die Physiotherapeuten, die mit den Parkinson-Patienten bezüglich Schrittlänge, Bewegungsgeschwindigkeit, Gleichgewicht und Geschicklichkeit und vor allem Sturzprophylaxe arbeiten. Außerdem die Logopäden, also die Sprachtherapeuten, die an der Sprechlautstärke und der Sprechdeutlichkeit arbeiten. Das ist ganz besonders in späteren Stadien wichtig, weil die Patienten dann häufig leise und auch undeutlich sprechen, und das sowohl für die Patienten selbst als auch für die Ange-hörigen sehr frustrierend sein kann. Ein weiterer wichtiger Punkt, den die Sprachtherapeuten bearbeiten, ist das Schlucken. Im Verlauf der Erkrankung kann es schwierig werden, Mischkonsistenzen, also zum Beispiel eine Suppe mit einer Reiseinlage zu schlucken, ohne sich dabei zu verschlucken. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder eine Anpassung der Konsistenz oder Manöver, die die Patienten ausprobieren können, wie zum Beispiel das Kinn näher auf die Brust senken beim Schlucken. Die helfen, sicher zu schlucken ohne sich zu verschlucken. Das ist vor allem deshalb relevant, weil es bei häufigem Verschlucken auch zu einem Eindringen von Nahrungsbestandteilen und Speichel über die Luftröhre in die Lunge kommen kann, und das zu einer Lungenentzündung führen kann. Weitere Therapeuten, die im Parkinson-Komplexprogramm mitarbeiten, sind zum Beispiel die Ergotherapeuten, deren Schwerpunkt auf kleinen Bewegungen liegt. Zum Beispiel das Einfädeln eines Reisverschlusses oder das Knöpfen einer Jacke oder einer Hose. Neuropsychologen stehen zur Verfügung für Fragen zur Krankheitsverarbeitung. Wenn jemand die Diagnose einer Parkinson'schen Erkrankung bekommt, verändert das ja erst mal das ganze Leben. Man erfährt, dass man an einer chronischen Erkrankung leidet, für viele Jahre Medikamente einnehmen muss, und dass die Beweglichkeit im Laufe der Zeit schlechter werden kann. Dies muss erst mal verarbeitet werden. Dabei können unsere Kolleginnen und Kollegen helfen. Außerdem können unsere Neuropsychologen ein Hirnleistungstraining mit den Patienten durchführen und auch die Weiterführung im ambulanten Bereich empfehlen. Was wir außerdem anbieten, sind Wärmetherapie und Massagen. Viele Parkinson-Patienten leiden an Rückenschmerzen oder Schmerzen im Bereich des Schultergürtels. Da können Wärmeanwendungen und leichte Massagen sehr hilfreich sein. Unser Sozialdienst steht für weitere Fragen bezüglich Versorgung zu Hause, Pflegeleistungen zur Verfügung.

Also das ist wirklich eine umfangreiche Behandlung, die Sie da anbieten. Aber Sie haben es auch gerade angesprochen, Medikamente müssen die Patienten natürlich auch nehmen. Ein Leben lang?.

Dr. Kiphuth: Die meisten Patienten schon. Es gibt die Möglichkeit einer tiefen Hirnstimulation für einige wenige Patienten. Das bedeutet, dass in einer neurochirurgischen Operation eine kleine Sonde an eine ganz bestimmte Stelle im Gehirn eingelegt wird, die dann dort elektrische Impulse aussendet. Das kann eine medikamentöse Therapie für einige Jahre herauszögern oder reduzieren. Die meisten anderen Patienten brauchen irgendeine Form von Medikation, um eine gute Beweglichkeit zu erreichen. Aber hierbei gibt es auch verschiedene Möglichkeiten. Es sind nicht immer nur Tabletten. Es gibt auch die Möglichkeit, zum Beispiel ein Pflaster zu nehmen, was täglich gewechselt wird oder in späteren Stadien Medikamentenpumpen, die unter die Haut oder direkt in den Magen-Darm-Trakt das entsprechende Medikament abgeben. Wichtig ist aber, zu betonen, dass in allen Stadien des Parkinson nicht nur die medikamentöse Therapie eine Rolle spielt, sondern auch die therapeutische. Die genannten Therapien, die wir auch in der Parkinson-Komplextherapie einsetzen, sollten un-bedingt auch im ambulanten Setting durchgeführt werden. Weitere Möglichkeiten sind zum Beispiel Wassergymnastik, Tai-Chi oder Tischtennis.

Vielen Betroffenen ist es ja meist peinlich, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Man muss sich nur vorstellen, man geht irgendwohin essen, und man zittert, und man weiß darum, und die Leute schauen einen komisch an. Wie können Sie diese Hemmungen nehmen?

Dr. Kiphuth: Unangenehm ist es für die Patienten ja meist, so wie Sie gerade gesagt haben, wenn sie sich nicht so bewegen können, wie es erwartet wird und sie damit auffallen oder im Restaurant das Essen nicht unfallfrei in den Mund führen können. Hier sollte der Fokus natürlich zunächst darauf liegen, die medikamentöse Therapie zu optimieren. Zusätzlich lassen sich verschiedene Hilfsmittel einsetzen. So ist es zum Beispiel möglich, eine optische Barriere vor die Füße zu setzen, um dann die Patienten dazu zu bringen, einen großen Schritt anzufangen, meistens können die Patienten dann auch sehr gut weiter gehen. Das kann zum Beispiel über einen Laserpointer oder einen L-förmigen Stock erfolgen. Wenn das Zittern beim Essen ein Problem ist, gibt es die Möglichkeit, mit Gewichtsarmbändern zu arbeiten oder Griffverdickungen an das Besteck anzubringen. Auch das kann das Zittern und die Unfälle beim Essen deutlich reduzieren. Insgesamt denke ich aber, dass es hilfreich ist, mit einer großen Offenheit mit der Erkrankung umzugehen und zum Beispiel im Restaurant zu sagen, dass man an Parkinson erkrankt ist, dass das Essen dadurch manchmal nicht ganz einfach ist, und um mehr Servietten zu bitten. Insgesamt sind in Deutschland über 400 000 Menschen von Morbus Parkinson betroffen. Dadurch gibt es auch Selbsthilfegruppen in vielen Städten. Ich bin ein großer Befürworter von Selbsthilfegruppen, weil sich die Menschen gegenseitig unterstützen können, gegenseitig beraten können, was bei einem anderen Betroffenen, bei einer ähnlichen Symptomatik geholfen hat, und sie einfach auch sehen, dass es mehr Menschen gibt, die mit diesen Problemen kämpfen und wie auch andere Menschen damit umgehen.

Kann man mit Parkinson alleine leben, wenn man das möchte? Oder ist man irgendwann definitiv auf Hilfe angewiesen??

Dr. Kiphuth: Viele Parkinson-Patienten können über Jahre alleine oder mit wenig Unterstützung leben. Wenn die Erkrankung dann so weit fortschreitet, dass das schwierig ist, gibt es die Möglichkeit, dass Pflegedienste zu den Patienten nach Hause kommen oder im weiteren Verlauf, dass die Patienten in ein betreutes Wohnen oder ein Pflegeheim umziehen.

Kommen wir mal zu den Angehörigen. Auch für die ist natürlich der Umgang mit einem Parkinson-Erkrankten eine Herausforderung. Wie unterstützen Sie zum Beispiel den Partner oder die Familie?

Dr. Kiphuth: Zunächst einmal vor allem durch Gespräche. Gerade psychische und kognitive Symptome, wie Gedächtnisstörungen, depressive Verstimmung oder auch Halluzinationen sind nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen ausgesprochen belastend. Wichtig ist, dass diese Symptome nicht durch den Menschen an sich, sondern durch die Erkrankung verursacht worden sind und häufig durch Medikamente verstärkt oder überhaupt hervorgerufen werden. Darum ist es in diesen Fällen wichtig, einen Blick auf die Medikation zu werfen und hier kritisch auszusortieren bzw. umzusetzen. Darüber hinaus klären wir die Familien auf, wo Unterstützung möglich ist und wie sie diese erlangen können. Auch hier unterstützt unser Sozial-dienst. Was wir aber auch machen, sind entlastende Gespräche, wo Patienten, aber auch Angehörige über ihre Situation berichten können, erzählen können, was im Moment besonders schwierig ist, und wir vor allem zuhören und nur bedarfsadaptiert versuchen zu unterstützen.

Also Sie bieten wirklich umfangreiche Hilfe an, bei Ihnen im Haus. Kommen wir noch mal zur Krankheit an sich. Wie entsteht die Parkinson-Krankheit? Was weiß man darüber? Ist das Veranlagung, sind es Umwelteinflüsse oder eine Kombination aus beidem?

Dr. Kiphuth: Welche genauen Ursachen der Erkrankung zugrunde liegen, ist im Moment noch nicht wirklich bekannt. Es gibt Hinweise darauf, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Ein wichtiger Faktor ist sicher das Alter. Bei jedem Menschen verringern sich im Laufe der Zeit die Nervenzellen in dieser vorhin genannten schwarzen Substanz, der Substantia nigra. Normalerweise ist dieser Abbau aber so langsam, dass er während einer normalen Lebenserwartung nicht zu Problemen führt. Bei Parkinson-Patienten ist dieser Abbau beschleunigt. Warum das ist, wird im Moment noch erforscht. Bekannt ist allerdings schon, dass es genetische Faktoren gibt. Etwa ein Fünftel der Patienten hat einen nahen Angehörigen, der ebenfalls an Parkinson erkrankt ist. Hier wird davon ausgegangen, dass es ein Zusammenspiel verschiedener genetischer Anlagen ist, die den einen Menschen anfälliger für Morbus Parkinson machen und den anderen eben nicht. Aber auch Schadstoffe scheinen eine Rolle zu spielen. Hier sind zum Beispiel Lösungsmittel, Pestizide und verschiedene Nervengifte zu nennen. Und auch Schädel-Hirn-Traumata können in seltenen Fällen zu einer parkinsonähnlichen Symptomatik führen.

Das ist auch wieder sehr interessant. Also wenn ich in meiner Familie zum Beispiel einen Menschen habe, der an Parkinson erkrankt ist, dann denke ich mir, ich möchte irgendwie vorbeugen. Geht das? Zum Beispiel mit Sport, mit einer bestimmten Ernährungsweise oder vielleicht auch mit Klavierspielen, wo ich ja die unterschiedlichen Gehirnhälften auch betätige?

Dr. Kiphuth: Es gibt keine belastbaren Daten dazu, dass man mit Sport oder einer bestimmten Ernährung Parkinson vorbeugen kann. Sinnvoll ist es sicherlich immer, aktiv und fit zu bleiben, und sowohl grobmotorische als auch feinmotorische Fähigkeiten zu üben. Wichtig ist besonders bei Parkinson-Patienten, also wenn die Erkrankung dann schon ausgebrochen und diagnostiziert ist, dass sie sich gesund und ballaststoffreich ernähren. Häufig kommt es im Laufe der Erkrankung dazu, dass der Magen-Darm-Trakt langsamer arbeitet. Man muss sich den Magen-Darm-Trakt als einen langen Muskelschlauch vorstellen, der durch langsames Zusammenziehen der Muskulatur den Nahrungsbrei nach vorne schiebt. Wenn diese Muskelbewegung zu langsam ist, kommt es zu einem zu langsamen Transport des Nahrungsbreis, zu Völlegefühl oder Übelkeit nach dem Essen. Hier bietet es sich an, statt drei großen mehrere kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Dabei muss man allerdings dann immer drauf achten, dass die Einnahmezeitpunkte der Medikamente, zumindest für einen Teil der Medikamente, einen gewissen Abstand zur Nahrungsaufnahme verlangen. Das ist manchmal ein ziemliches Puzzle, wenn wir mit den Patienten dasitzen und überlegen, wann sie normalerweise zu Hause essen, und wann sie dazu passend die Medikamente einnehmen können.

Was halten Sie denn von alternativen Heil- und Linderungsmethoden? Cannabidiol ist ja derzeit ein großes Thema für fast jedes Krankheitsbild. Könnte das die Parkinson-Symptome lindern? Ich denke da vor allem an die Depressionen zum Beispiel.

Dr. Kiphuth: Cannabidiol ist tatsächlich im Moment ein großes Thema und seit 2017 ja auch außerhalb des Betäubungsmittelgesetzes verordenbar. Ich halte das auch für sehr heilsbringend für einige Indikationen, zum Beispiel bei Schmerzen, bei Spastik, bei MS oder bei neuropathischen Schmerzen, bei Patienten, die Chemotherapie erhalten haben. Es gibt auch Bewegungsstörungen, bei denen Cannabidiol einen Effekt zu haben scheint, zum Beispiel hyperkinetische Bewegungsstörungen, das heißt, Bewegungsstörungen, bei denen die Patienten sich zu viel bewegen und das nicht regulie-ren können, wie dem Tourette-Syndrom. Es gibt zwar positive Fallbeschreibungen zur Wirkung von Cannabidiol auf die motorischen und auch auf die nichtmotorischen Symptome des Parkinson. Allerdings haben die bislang eher anekdotischen Charakter, sodass ich nicht von einer überzeugenden Wirksamkeit von Cannabidiol für einen großen Prozentsatz von Parkinson-Patienten ausgehe.

Und der Placebo-Effekt?

Dr. Kiphuth: Der ist nicht zu unterschätzen.

Das waren sehr wichtige und viele gute Informationen. Herzlichen Dank an Frau Dr. Christine Kiphuth, kommissarische Chefärztin am Zentrum für Neurologie und neurologische Rehabilitation in Erlangen.

Dr. Kiphuth: Vielen Dank.

Wenn Sie keine Folge unserer Interviewreihe mit den Bezirkskliniken Mittelfranken verpassen möchten, dann freuen wir uns, wenn Sie diesen Podcast abonnieren und gerne auch weiterempfehlen.