Zweimal Zukunft an einem Tag im Klinikum am Europakanal: Die Bezirkskliniken Mittelfranken feierten heute das Richtfest für Bauabschnitt Null der Generalausbauplanung und die Einweihung der neuen Klinik für Forensische Psychiatrie. Dr. Matthias Keilen, Vorstand der Bezirkskliniken Mittelfranken, begrüßte zu diesem Festakt Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Dr. Dorothea Gaudernack, Leitung Referat Maßregelvollzug im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, Armin Kroder, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, und Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen.
Der „doppelte“ Festakt gewährte den Gästen einen Blick in die Zukunft des Klinikums am Europakanal: Sie erhielten einen ersten Eindruck, wie die Patientinnen und Patienten von der Gesundheitsversorgung in einer der modernsten psychiatrischen und neurologischen Fachkliniken Deutschlands profitieren werden. Gleichzeitig konnten sie sich über die neue Klinik für Forensische Psychiatrie informieren, die vor wenigen Monaten den Betrieb aufgenommen hat.
Generalausbauplanung: Rohbau in vier Monaten
Die Generalausbauplanung des Klinikums am Europakanal umfasst fünf große Bauabschnitte – bis Mitte der 2030er entsteht so am Standort Erlangen eine komplett neue Klinik. Gesamtinvestition der Bezirkskliniken: rund 200 Millionen Euro.
Den Auftakt bildet Bauabschnitt Null, zu dem Küche, Speisesaal und Apotheke gehören. Der Rohbau für dieses Gebäude stand dank einer modernen Fertigbauweise bereits vier Monate nach der Grundsteinlegung im April. Bei dieser Baumethode werden vorgefertigte Bauteile direkt vor Ort montiert, was eine schnellere, effizientere und kostengünstigere Bauausführung erlaubt.
Auch der neue Versorgungsgang im Untergeschoss ist bereits fertiggestellt. Er wird den Bauabschnitt Null mit den anderen Bauabschnitten verbinden. So entsteht mit dem Abschluss der Generalausbauplanung ein Baukörper, über den alle Bereiche und Stationen erreichbar sind. Die Wege werden dadurch kürzer, der Arbeitsalltag einfacher und effizienter als bisher. Denn zurzeit sind die Stationen und Fachbereiche noch in verschiedenen Häusern untergebracht.
„Wir schaffen eine Klinik, in der sich Patientinnen und Patienten wohlfühlen und optimale Genesungschancen haben“, sagt Vorstand Dr. Matthias Keilen. „Gleichzeitig setzen wir auf eine optimierte Architektur und intelligente Technologien, um unsere Prozesse effizient und schlank zu halten. Dadurch haben unser medizinisches Personal und Pflegekräfte mehr Zeit, sich dem zu widmen, was ihnen am Herzen liegt: der Patientenversorgung. Schließlich ist dies der Grund, warum sie sich einmal für diesen Beruf entschieden haben.“
Innovativer Neubau für eine moderne, flächendeckende Gesundheitsversorgung
Bayerns Innen- und Kommunalminister Joachim Herrmann betont: „Der umfassende Aus-, Um- und Neubau der Klinik am Europakanal ist wichtig und zukunftsweisend für Erlangen und die ganze Region. Ziel ist es, zukunftsfähige Betriebsstrukturen zu schaffen, die eine hohe medizinische Versorgungsqualität für die Patienten ermöglichen. Die Bezirkskliniken stehen für eine moderne und wohnortnahe Versorgung für alle Patientinnen und Patienten mit seelischen und neurologischen Erkrankungen. Der Freistaat beteiligt sich mit Fördermitteln in Höhe von rund 8,3 Millionen Euro am vorgeschalteten Bauabschnitt Null des Generalausbaus und mit rund 29,7 Millionen Euro an der neuen Klinik für Forensische Psychiatrie. Das ist bestens investiertes Geld in die Gesundheit und den Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger."
Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege, betont: „Der kontinuierliche Ausbau der Krankenhausversorgung gehört zu den zentralen Themen der bayerischen Gesundheitspolitik. Hier geht es mit großen Schritten weiter voran – gerade auch mit Blick auf die psychiatrische Versorgung. Wir wollen eine hochwertige Versorgung für psychisch Kranke. Dafür investieren wir Geld in den bedarfsgerechten Ausbau von wohnortnahen Behandlungsmöglichkeiten sowie in die Modernisierung der bewährten Traditionsstandorte. Rund 150 Millionen Euro haben der Bezirk Mittelfranken und seine Fachkrankenhäuser in den letzten 25 Jahren (1998-2022) für notwendige Investitionen erhalten. Mit dem Neubau am Standort Erlangen profitieren Patientinnen und Patienten von einer Klinik, in der moderne Standards für eine qualitativ hochwertige psychiatrische und neurologische Versorgung umgesetzt werden. Dazu kommt: Die neue Klinik ist besser auf die Anforderungen von medizinischem und pflegerischem Personal abgestimmt – das erleichtert den anstrengenden Arbeitstag für Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte oder Therapeutinnen und Therapeuten. Darüber hinaus kann der Neubau effizienter und nachhaltiger betrieben werden, was ökologische und ökonomische Vorteile mit sich bringt. Der nächste Bauabschnitt ist schon mit einem Gesamtförderbetrag von rund 36 Millionen Euro zur Finanzierung eingeplant.“
Armin Kroder, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, weist auf die Wichtigkeit des Neubaus für Stadt und Region hin: „Wir wollen unseren Patientinnen und Patienten in Mittelfranken jetzt und in Zukunft eine erstklassige psychiatrische und neurologische Versorgung bieten. Der innovative Neubau und die weitblickenden Modernisierungen am Standort Erlangen sind ein wesentlicher Schritt in diese Richtung. Sie verkörpern unsere Vision einer zukunftsorientierten Gesundheitsversorgung in der Region.“
Neue Küche und Apotheke setzen Maßstäbe
Wie moderne Architektur und smarte Technologien die Patientenversorgung und Arbeitsbedingungen verbessern, zeigt unter anderem die geplante Krankenhausapotheke im Bauabschnitt Null. Diese setzt auf eine patientenindividuelle Verblisterung. Bei diesem System werden die verordneten Medikamente in einzelne Tütchen (sogenannte Blister) verpackt, welche die genau für eine Einnahmezeit vorgesehene Dosis an Medikamenten enthalten. Jeder Blister ist mit einem QR-Code gekennzeichnet, der gescannt werden kann, um sicherzustellen, dass das richtige Medikament zur richtigen Zeit der richtigen Patientin oder dem richtigen Patienten verabreicht wird. Dieses Verfahren hilft, die Gabe von Medikamenten zu vereinfachen und die Patientensicherheit weiter zu erhöhen. Da die Blister durch einen Automaten verpackt werden, gehört das händische Zusammenstellen der Arzneimittel der Vergangenheit an – das erleichtert den Arbeitsalltag für Pflegekräfte.
Auch die neue Küche wird Vorteile für Küchenmitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten mit sich bringen. Die neue Küchentechnik lässt eine schonendere Zubereitung der Speisen zu, wodurch die Qualität der Mahlzeiten auf Transportwegen innerhalb des Klinikums stets gewahrt bleibt. Darüber hinaus setzen eine neu integrierte Wagenwaschanlage für Speisetransportwagen und der fugenlose Epoxidharzboden Maßstäbe in puncto Hygiene. Die Bezirkskliniken Mittelfranken etablieren damit einen hohen Qualitäts- und Hygienestandard für die kommenden Jahrzehnte. Die Mitarbeitenden werden in der neuen Küche zudem von einer kompakteren Raumgestaltung profitieren. Dadurch verkürzen sich die Arbeitswege – die zu reinigenden Küchen- und Lagerflächen reduzieren sich. Die neue Küche und Apotheke gehen voraussichtlich Ende 2024 in Betrieb.
Klimaneutrale Klinik als Ziel
Die Bezirkskliniken Mittelfranken sind sich ihrer Verantwortung gegenüber Natur und Umwelt bewusst. Deshalb setzen die Planerinnen und Planer bei allen anstehenden Baumaßnahmen auf einen ökologischen Ansatz und Wiederverwertung – wo möglich werden Materialien der alten Gebäude recycelt. Zusätzlich werden durch eine moderne Betonfertigteilbauweise mit geringer Wandstärke und Vermeidung von Stützwänden allein beim Bauabschnitt Null rund 50 Kubikmeter Beton eingespart. Mit dem Neubau wird der Energieeffizienzstandard 55 EE erreicht.
Kernstück des Wärmeversorgungskonzeptes ist eine moderne Hackschnitzelanlage, nachhaltig betrieben mit Hackschnitzeln aus der Region. Diese Anlage wird mit einem CO2-neutralen System kombiniert. Dazu kommen begrünte Dachflächen, die auch als Wasserspeicher dienen, sowie Photovoltaikanlagen. Ziel ist, das Klinikum am Europakanal klimaneutral zu betreiben.
Neue Klinik für Forensische Psychiatrie
Die neue Klinik für Forensische Psychiatrie ist nicht Teil der Generalausbauplanung. Sie nahm vor wenigen Monaten den Betrieb auf und erweitert die bestehende Klinik für Forensische Psychiatrie um drei Stationen mit je 24 Betten. Insgesamt können damit 72 Patientinnen und Patienten in dem Neubau behandelt werden.
Die Patienten in der Klinik für Forensische Psychiatrie werden von der Justiz eingewiesen, weil sie aufgrund einer psychischen Erkrankung als nicht oder nur vermindert schuldfähig eingestuft worden sind bzw. eine Straftat aufgrund einer Suchterkrankung begangen haben. Sicherheit hatte bei dem Neubau oberste Priorität, dementsprechend hoch sind die baulichen und technischen Standards. So setzten die Planerinnen und Planer unter anderem auf Sichtbetonfassaden, ein- und ausbruchsichere Glaselemente sowie Stahlelemente als Entweichungsschutz bei geöffnetem Fenster. Eine Fahrzeugschleuse sorgt für Sicherheit und Kontrolle beim Waren- und Personenverkehr.
Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, betont: „Die bestmögliche Therapie der Patientinnen und Patienten im Maßregelvollzug steht in der neuen, modernen Klinik im Fokus. Architektur und Einrichtung schaffen eine sichere und heilungsfördernde Umgebung und Atmosphäre. Die neuen Räume ermöglichen individuelle Behandlungen und effektivere Gruppen- und Einzeltherapien. So fördern wir eine schnellstmögliche Genesung!“